Kopenhagen, Stadt für Menschen – auch auf Rädern.

33 Vertreter aus zahlreichen Mitgliedskommunen der AGFK Bayern machten sich vom 23. – 24. Mai ein Bild von der dänischen Hauptstadt und ihrer erfolgreichen Radverkehrsförderung. In Kopenhagen werden mittlerweile 62 % aller Arbeitswege mit dem Rad zurückgelegt. Und das nicht ohne Grund – die kommunale Verwaltung und Politik umsorgt ihre Radfahrer. Das zeigen die vielen kleinen, wie großen Infrastrukturmaßnahmen, die den Teilnehmern im Laufe der zweitägigen Exkursion vorgestellt wurden.

Das war nicht immer so

Dem Autoverkehr wurde insbesondere in den 60er – 70er Jahren, wie in vielen anderen europäischen Städten auch, Vorrang eingeräumt. Steigender Unmut in der Bevölkerung, unter anderem getragen durch die hohe Zahl an Verkehrstoten, führte in den 80er Jahren zu stadtweiten Massenprotesten. Die Politik reagierte auf den Protest ihrer Wähler und das Fahrrad wurde wieder verstärkt in der Stadtentwicklungsplanung berücksichtigt. Das hinterlässt Spuren: ein dichtes Netz an Radwegen durchzieht die Stadt bereits, und wird stets unter Berücksichtigung der Nutzerwünsche erweitert. Die logische Konsequenz: Wesentlicher Beweggrund für Kopenhagener täglichen Gebrauch vom Fahrrad zu machen, ist dessen bequeme und (zeitlich) verlässliche Nutzung. Kein Stau, direkte(re) Wegebeziehungen und ein subjektiv hohes Sicherheitsempfinden sind dabei entscheidende Erfahrungswerte. Fußrasten an den Ampeln, kostenfreie Pumpstationen, noch vor den Fahrbahnen geräumte Radwege oder grüne Welle für Radfahrer zeugen dabei von der Wertschätzung des Radverkehrs – und zaubern gerade bei auswärtigen Radfahrern noch immer einen anerkennenden Zuspruch ins Gesicht.

Sicherheit für Menschen – unabhängig von ihrer Verkehrsmittelwahl

Separate Signalisierung
gelebtes Miteinander – Geduld und Rücksicht

Auch in Kopenhagen gab es noch in den 2000er Jahren schwere Radunfälle mit rechtabbiegenden Fahrzeugen. Eine kleine und einfache Änderung half, das Unfallrisiko für Radfahrer zu reduzieren. Die Haltelinie für Autos wurde an den Ampeln zurückverlegt. So haben Radfahrer ein paar Meter Vorsprung und die Autofahrer die Radfahrer besser im Blick. An Unfallschwerpunkten mit LKW-Beteiligung wird seither nach Möglichkeit das Rechtsabbiegen des Autoverkehrs von der Geradeausfahrt des Radverkehrs über die Ampelschaltung entkoppelt. Eine ebenfalls gängige Methode ist, dass Radwege in Kreuzungsnähe auslaufen und bis zur Ampel zu einer mit dem rechts abbiegenden KFZ-Verkehr geteilten Aufstellfläche werden. Radverkehr, der sich hinter einem Fahrzeug der Kreuzung nähert, lässt dieses zunächst rechts abbiegen bzw. zieht auf der Fahrerseite an diesem vorbei.

Zuerst Voraussetzungen schaffen

„Infrastruktur, Infrastruktur, Infrastruktur“. Das sind die drei wichtigsten Gründe für ein gutes Fahrradklima, so Morten Kabell, früherer Umweltbürgermeister von Kopenhagen und heutiger CEO der Copenhagenize Design Company. „Kopenhagenisieren“ meint so viel wie: hier können sich andere Kommunen etwas abschauen. In diesem Sinn führten Morten und sein Kollege James Thoem die Vertreter der AGFK-Kommunen auf dem Rad zu den verschiedenen Infrastrukturtypen.

Morten selbst versteht sich eigentlich nicht als „Radfahrer“ – er fährt einfach nur jeden Tag Fahrrad. Und das aus gutem Grunde: es ist das schnellste und effektivste Verkehrsmittel. „Wir sagen nicht Radfahren ist gut für die Umwelt und gesund – das würde kaum jemanden überzeugen.“

Radschnellwege verbinden Kopenhagen und das Umland

Aktuell entstehen weitere Radschnellwege, um auch die Pendler aus dem Umland vermehrt zu bewegen, das Rad zu nutzen. Nicht nur der Radverkehrsanteil ist den letzten Jahren angestiegen. Auch beim Autobesitz ist ein Anstieg von 29% seit 2007 in den Umlandkommunen zu verzeichnen. Und diese werden natürlich auch genutzt – vorwiegend von Pendlern. Um der Entwicklung entgegen zu wirken, sollen mit dem kontinuierlichen Ausbau der Radschnellwege auch längere Strecken attraktiv werden. Mit ersten Erfolgen: es werden 23% Neuradfahrer verzeichnet, davon 14% ehemalige Autorfahrer. Die Motivation der Pendler auf dem Rad: Bewegung und Zeiteffizienz.

Um das Ziel eines weitreichenden Wegenetzes (bis 2045 insg. 746 km) zu erreichen, arbeiten Kopenhagen und 26 umliegenden Kommunen zusammen. Dazu wurde eine übergeordnete Stelle eingerichtet, die die Zusammenarbeit der beteiligten Kommunen koordiniert. Die Projektmanagerin, Diana Bern Skyum stellte den Teilnehmern/innen in ihrem Vortrag das Konzept dieser Maßnahme vor. Dieses setzt auf vier Säulen: Zugänglichkeit, Direktheit (Gradlinigkeit), Bequemlichkeit und Sicherheit. 

Die Exkursion zum nachhören

Begleitet wurde die Exklusion von einem Reporter des Bayerischen Rundfunk. Der Beitrag wird am 6. Juni zwischen 10:00 und 12:00 Uhr in der Sendung Notizbuch auf Bayern 2 laufen. Dannach ist der Beitrag unter folgendem Link zum Herunterladen verfügbar https://www.br.de/mediathek/podcast/radioreportage/462

Hier noch ein Videobeitrag des BR Puls zum Thema Radverkehr, der Kopenhagen mit München vergleicht.

Vorträge der Referenten

Alle Vorträge stehen Interessierten im internen Bereich der Webseite zur Ansicht zur Verfügung. Unsere Bitte: diese sind nur für den interen Hausgebrauch vorgesehen.