Interview: 100. Mitglied Markt Emskirchen

Juni 2022

Interview mit der 1. Bürgermeisterin Frau Winkelspecht

Den Radverkehr nachhaltig fördern – dieses Ziel verfolgen mittlerweile 100 Städte, Gemeinden und Landkreise in ganz Bayern. Mit dem Markt Emskirchen hat die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e.V. (AGFK Bayern) ihr 100. Mitglied gewonnen. Die entsprechende Pressemitteilung finden Sie hier.

Im Nachgang zur Vorbereisung am 01. Juni 2022 hat die AGFK die erste Bürgermeisterin, Frau Winkelspecht, interviewt. Was nimmt der Markt Emskirchen aus der Vorbereisung mit, was wird als Erstes angegangen und was erhofft sich der Markt Emskirchen von der AGFK-Mitgliedschaft? Diese und weitere Fragen hat uns Frau Winkelspecht beantwortet:

Wie ist die Situation für Radfahrende im Markt Emskirchen?

Die derzeitige Situation für Radfahrende im Markt Emskirchen ist in jedem Fall ausbaubar. Es bestehen zwar schon viele Radwege in und um Emskirchen, aber das ist nicht das einzige, um den Radverkehr zu fördern. Es gehört noch ein großer Aufgabenkatalog abzuarbeiten um das Radfahren für die Bevölkerung attraktiver zu gestalten.

Wie unterstützt das Rathaus den Fahrradverkehr im Markt Emskirchen und welche Ziele hat das Rathaus für die weitere Entwicklung des Radverkehrs vor Ort?

Das Ziel des Rathauses ist ganz klar die Steigerung des Radverkehrsanteils gegenüber dem motorisierten Verkehr. Wir wollen erreichen, dass immer mehr Menschen auf das Auto verzichten und stattdessen mit dem Rad zu ihren Geschäften fahren.

Was war Ihre Motivation, der AGFK beizutreten?

Die Marktgemeinde Emskirchen hat keine große Verwaltung, wo eine komplette und umfangreiche Projektarbeit umgesetzt werden kann. Hierzu war uns klar, dass wir bei unseren Plänen Unterstützung brauchen. Diese bekommen wir von der AGFK Bayern in Form von Informationsveranstaltungen, Flyern oder einfachen Tipps und Hinweisen. Allein die Exkursion bei der Vorbereisung hat gezeigt, dass ein geschultes Auge einer Fachperson kritische Themen sofort erkennt und direkt einen Lösungsvorschlag parat hat.

Welche Einschätzung hat die AGFK vom Fahrradverkehr im Markt Emskirchen?

Bei der Vorbereisung konnte sich die AGFK ein Bild vom Markt Emskirchen machen. Dabei wurden sowohl die bereits vorhandenen und positiv bewerteten Punkte angesprochen, aber auch die Punkte, bei denen wir Handlungsbedarf haben. Von der AGFK wurde vor allem die Motivation der Marktgemeinde den Radverkehr zu fördern als positiv bewertet. Auch die Fahrradboxen und die Abstellanlagen am Bahnhofsgelände kamen bei den Vertretern der AGFK gut an. Wo es noch Handlungsbedarf gibt ist die Erstellung eines Radverkehrskonzeptes und dessen Umsetzung. Es liegt nun am Markt Emskirchen diese offenen Punkte zu verbessern und umzusetzen. Für uns als Kommune ist es ein wichtiger Schritt, den Radverkehr zu verbessern, da wir nun wissen, wo wir Verbesserungen anstreben müssen. Die AGFK beglückwünschte den Markt Emskirchen nach der Vorbereisung und bedankte sich für die Motivation der Gemeinde. Wir hoffen natürlich, dass wir in vier Jahren bei der Hauptbereisung diesen Handlungsbedarf entgegenwirken konnten und als festes Mitglied bei der AGFK Bayern aufgenommen werden. Und danach geht es natürlich weiter. Der Radverkehr muss auch weiterhin gefördert werden.

Welche Maßnahmen wird das Rathaus im Rahmen der AGFK-Bewerbung für die Auszeichnung als “Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ nun unternehmen?

Zu allererst muss ein Radverkehrskonzept erstellt werden. In diesem Konzept wird der „Fahrplan“ für die nächsten Jahre festgelegt. Somit wissen wir wo wir stehen und wo wir hinwollen. Auch geht es darum zu wissen, wie liegt denn derzeit der Radverkehrsanteil in der Bevölkerung und wie können wir diesen in den nächsten Jahren erhöhen. Das Rathaus wird dazu einen Radverkehrsbeauftragten in der Verwaltung benennen, der sich mit diesem Thema intensiv befassen wird. Zudem sind verschiedene Beschaffungen, Neu- und Umbaumaßnahmen sowie Veranstaltungen geplant.

Gibt es Widerstände, auf die Sie bei der Förderung des Radverkehrs stoßen?

Natürlich. Die Radverkehrsförderung wird dem Markt Emskirchen auch viel Geld kosten. Der Marktgemeinderat hat den Beschluss gefasst den Radverkehr zu fördern. Jedoch werden einzelne Maßnahmen sicherlich immer wieder hinterfragt, ob das wirklich sinnvoll und notwendig ist.

Wie gelingt es Ihnen, mögliche Widerstände zu überwinden?

Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall drauf an. Wir haben eine Arbeitsgruppe Radverkehr gebildet, mit der wir alle Maßnahmen abstimmen. Somit versuchen wir schon den ersten Widerstand zu minimieren. Sicherlich findet sich nicht immer eine Übereinstimmung, vor allem wenn parallel noch andere Projekte laufen und finanziert werden muss. Aber letztendlich muss eine sinnvolle Lösung gefunden werden.

Wie profitiert der Markt von der AGFK-Mitgliedschaft?

Der Markt Emskirchen profitiert vor allem an den fachlichen Tipps und Hinweisen. Bei Fragen oder Problemen rund um das Thema Radverkehr, egal ob bei der Bauplanung oder bei der Öffentlichkeitsarbeit, wir bekommen immer einen guten Rat. Zudem bekommen wir regelmäßig neue Infos zu Förderungen, Kampagnen und Veranstaltungen/Schulungen. Ein großer Vorteil ist aber auch der Austausch mit anderen Mitgliedskommunen.

Was erhofft sich der Markt von der AGFK-Mitgliedschaft?

Natürlich, dass wir weiterhin so gut beraten werden und viele neuen Ideen sammeln können. Aber auch, dass das Fachpersonal der AGFK ein kritisches Auge auf unsere Radverkehrspolitik wirft. Denn nur wer ein ordentliches Feedback erhält, kann Verbesserungen angehen.  

Die AGFK Bayern bedankt sich bei Frau Winkelspecht und dem Markt Emskirchen für Ihre Offenheit und freut sich auf die gute Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen Ziel den Radverkehr voranzubringen.