Meldungen aus der Stadt Erlangen

Beschluss Zukunftsplan Fahrradstadt – der Radverkehr soll durch zahlreiche Maßnahmen gestärkt werden

Die Initiative Radentscheid Erlangen entwickelte 2019 das Bürgerbegehren „Erlangen, tritt in die Pedale! – Radentscheid für eine lebenswerte Stadt“. Bis September 2020 wurden über 5.300 Unterschriften dafür gesammelt. In Verhandlungen über den Forderungskatalog der Initiative wurde nun ein umfassender „Zukunftsplan Fahrradstadt Erlangen“ entwickelt, der im Februar den Stadtratsgremien vorgelegt wird. Eine entsprechende Umsetzung der Maßnahmen und eine Verankerung im Haushalt 2022 vorausgesetzt, will die Initiative auf einen Bürgerentscheid verzichten.
Mit dem Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan liegt in Erlangen inzwischen ein Konzept vor, das Entwicklungsziele für die Verkehrsarten aufzeigt und dem Radverkehr große Bedeutung zuschreibt. Unterdessen verändert sich auch die öffentliche Wahrnehmung des Radverkehrs. Der Klimawandel macht die Notwendigkeit einer Verkehrswende durch die konsequente Förderung der Verkehrsarten des Umweltverbunds noch deutlicher.

Der „Zukunftsplan Fahrradstadt Erlangen“ verfolgt vor diesem Hintergrund das Ziel, den Radverkehr substantiell nach vorne zu bringen und Erlangens Status und Ruf als eine der wichtigsten Fahrradstädte Deutschlands zu bekräftigen. Dabei konnten nicht alle Ziele des Bürgerbegehrens übernommen werden, zum Teil geht der Beschluss aber über die eigentlichen Ziele der Initiative hinaus. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein deutlicher Ausbau der personellen Kapazitäten in allen Bereichen der Verwaltung, die mit dem Radverkehr beschäftigt sind, ebenso erforderlich wie die konsequente Bereitstellung von Finanzmitteln. Der Fokus der enthaltenen Maßnahmen liegt dabei zunächst auf dem Zeitraum bis 2024. Fast alle Aspekte reichen aber darüber hinaus, so dass der Zukunftsplan kontinuierlich fortzuschreiben ist. Der „Zukunftsplan Fahrradstadt Erlangen“ soll, verzahnt mit anderen Konzepten, insbesondere dem Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplan, die Grundlage für die Entwicklung des Radverkehrs in diesem Jahrzehnt sein.

Wichtige Inhalte des Zukunftsplans:

  • Absichtserklärung, personelle Ressourcen auszubauen und jährlich mindestens 45 Euro pro Einwohner in den Radverkehr zu investieren.
  • Ausbau und Modernisierung des Radwegenetzes und von Knotenpunkten mit dem Ziel, Lücken zu schließen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Konkrete Maß-nahmen bis 2024 definiert, Perspektive für weitere Maßnahmen geschaffen. Erweiterung der Qualitätsstandards, Definition von Qualitätsstandards für Kreuzungen.
  • Umgestaltung aller bestehenden Fahrradstraßen und Einrichtung neuer -straßen gemäß Leitfaden im Umfang von etwa 2km/Jahr (bis 2022 jeweils 2, ab 2023 jeweils 3 neue/Jahr).
  • Quantitativer und qualitativer Ausbau von Fahrradabstellplätzen. Mindestens 8.000 neue bzw. modernisierte Fahrradanstellplätze bis 2024, u.a. in den beiden großen Abstellanlagen am Bahnhof und am Siemens Campus und durch das aktuelle und ein weiteres 1.000-Bügel-Programm etc. Erhöhung des Komforts durch Überdachungen und moderne Technik, 10 % der Stellplätze sollen für Lastenräder und Fahrräder mit Kinderanhängern geeignet sein.
  • Forcierung der Planung von Radschnellwegen: Noch im Jahr 2021 werden die Planungen für Schnellwege nach Nürnberg und Herzogenaurach, ab 2023 auch die nach Fürth und Bamberg aufgenommen.
  • Maßnahmenpaket für Radverkehr an Schulen und Schulwegsicherheit: Reduzierung des Pkw-Verkehrs auf ein Minimum, mehr Abstellanlagen. Umgestaltung relevanter Kreuzungen, weitere Hol- und Bringzonen (Schulstraße als Pilotprojekt).
  • „Vision Zero“ als Ziel für Erlangen: Alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer soll unfallfrei ans Ziel kommen. Ausweitung der Kommunalen Verkehrsüberwachung wird angestrebt, um unerlaubtes Parken auf Geh- und Radwegen zu verhindern.
  • Vernetzung der Verkehrsarten stärken, Mobilpunkte ausbauen.
  • Quantitativer und qualitativer bedarfsgerechter Ausbau des Lastenradangebots.
  • Verwaltungsinterne Bündelung des Themas Radverkehr in Referat für Planen und Bauen. Informationsangebot verbessern: Kampagnen für Miteinander im Straßenverkehr, zu Schulwegsicherheit, zu Lastenrädern, Online-Mängelmelder für den Radverkehr.
  • Verbesserung der Situation des Radverkehrs an Baustellen.
  • Monitoring und Reporting.

1000-Bügel Programm

Die Stadt Erlangen möchte den Bestand an attraktiven und sicheren Radabstellanlagen weiter ausbauen, um noch mehr Menschen zum Umstieg auf das Rad zu bewegen. Dass Erlangen hier Nachholbedarf hat, hat auch der Fahrradklimatest 2018 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) gezeigt. Über eine Online Karte konnten Bürgerinnen und Bürger sechs Wochen lang ihre Ideen für neue Fahrradabstellmöglichkeiten in der Innenstadt online unter https://geodaten.erlangen.de/fahrradbuegel/ eintragen. In den kommenden Jahren sollen 1000 Fahrrad-Bügel in der Innenstadt entweder neu errichtet oder modernisiert werden. Durch die enorme Bürgerbeteiligung konnten zahlreiche Vorschläge eingebracht werden. Insgesamt wurden 257 Standortvorschläge gemacht und 5546 “Gefällt mir”-Angaben zu ein-getragenen Standorten vergeben. Aus diesen wurden nun 156 Standorte identifiziert. Diese könnten mit 1700 Fahrradbügeln ausgestattet werden, das heißt die Soll-Vorgabe von 1000 Fahrradbügeln wurde bei weitem überschritten.
Veraltete Felgenklemmer an einigen bisher schon bestehenden Standorten sollen durch moderne, sichere Anlehnbügel ersetzt werden. Aber auch neue Fahrradparkplätze werden hin-zukommen. Dafür werden 140 Kfz-Parkplätze zu 1600 Fahrradparkplätzen umgewidmet, was wiederum 800 Bügeln entspricht. Da auch Lastenfahrräder mehr und mehr das Stadtbild prägen, soll jeder zehnte Fahrradbügel speziell für Lastenfahrräder und Fahrräder mit Fahrradanhänger errichtet werden.

Ergebnis Fahrradklimatest Platz 2 Deutschlandweit/ Platz 1 Bayernweit

Erlangen ist beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mit dem 2. Platz in der Kategorie „Spitzenreiter“ der Größenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner ausgezeichnet worden und verteidigt damit seinen Titel von 2018. Am Dienstagvormittag ist in Berlin das Ergebnis offiziell bekanntgegeben worden. Oberbürgermeister Florian Janik wohnte der virtuellen Auszeichnungsveranstaltung bei. Die Urkunde überreichten vor dem Bildschirm Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg. Mit im Rennen waren die Städte Göttingen (1. Platz) und Heidelberg (3. Platz). Bayernweit kann Erlangen seine Spitzenposition halten. Bereits 2018 lag die Universitätsstadt auf dem ersten Platz im bayerischen Fahrradklima-Ranking.
„Das Fahrrad ist das klimafreundliche Verkehrsmittel der Zukunft. Die Erlangerinnen und Erlanger wissen: Radfahren ist vernünftig und macht zudem Spaß. Unsere Ergebnisse sind eine tolle Bestätigung dafür, was schon erreicht ist. Und sie sind ein Ansporn, an den kritischen Stellen nachzuarbeiten und noch besser zu werden. Mit dem kürzlich beschlossenen ‚Zukunftsplan Fahrradstadt` haben wir uns auf den Weg gemacht“, kommentierten Oberbürgermeister Florian Janik und Baureferent Josef Weber die Platzierung. 79 Prozent der Be-fragten macht das Radfahren in Erlangen Spaß. 93 Prozent geben an, dass in ihrer Stadt Jung und Alt radeln. Drei Viertel (75 Prozent) fühlen sich beim Radfahren als Verkehrsteilnehmer akzeptiert und 73 Prozent der Radfahrenden sagen, dass in Erlangen fürs Radfahren geworben wird. 65 Prozent der Befragten berichten, dass sie sich beim Radfahren in Erlangen sicher fühlen und 50 Prozent geben an, dass auch junge und ältere Menschen auf den örtlichen Radwegen sicher fahren können. 60 Prozent meinen, dass es selten Konflikte mit Fußgängern gibt und knapp die Hälfte (49 Prozent) begegnet auf den Radwegen in Erlangen keinen Hindernissen.

Mit einer Gesamtnote von 3,3 ist jedoch auch in Erlangen noch Luft nach oben, was den Radverkehr betrifft. 57 Prozent der Radfahrenden sagen, es gibt häufig Konflikte mit Autofahrern, 67 Prozent bemängeln fehlende Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen. Zu-dem finden 60 Prozent der Radler die Wege zu schmal. Bei den Ampelschaltungen sagen 64 Prozent, dass sie nicht auf Radfahrende abgestimmt sind 62 Prozent sind unzufrieden mit den Radwegeführungen an Baustellen, wo sie meistens zum Absteigen und Schieben gezwungen werden. Rund die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, dass es in der Corona Zeit in Erlangen keine handfesten Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit gegeben hat. Gleichzeitig hat die Bedeutung des Fahrrades nach Meinung von 61 Prozent während der Pandemie zugenommen.
„Dass die Verwaltung und die Stadtpolitik die aktuelle und zukünftige Bedeutung des Radverkehrs klar erkannt haben, zeigt die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Radentscheid Erlangen“, meint Klaus Helgert vom ADFC Erlangen. „Es ist für uns alle eine große Chance, dass mit dem im Februar im Stadtrat verabschiedeten Zukunftsplan Fahrradstadt Erlangen nun klar die Weichen für mehr Fahrrad gesetzt wurden“, sagte er.

Im Februar hat der Stadtrat den Zukunftsplan Fahrradstadt beschlossen. Bis 2024 sollen die personellen Ressourcen für den Radverkehr deutlich ausgebaut, deutlich mehr Radabstell-anlagen gebaut, die Lastenrad-Flotte für die kostenlose Nutzung soll erweitert werden und bis 2022 zwei Fahrradstraßen pro Jahr umgesetzt werden.

Kostenlose Lastenfahrräder für Alle

Die Stadt Erlangen hat seit 2016 bereits eine Auswahl an insgesamt 9 Transporträdern, die Bürgerinnen und Bürger kostenlos bis zu vier Tage am Stück ausleihen können. Nun wurden sechs neue Lastenfahrräder angeschafft. Davon sind drei speziell für den Transport von Kindern vorgesehen und entsprechend mit Anschnallgurten für Kleinkinder und einer Halterung für Babyschalen versehen. Somit sollen junge Familien auch die Möglichkeit bekommen, Lastenfahrräder unkompliziert zu testen. Weitere drei Lastenfahrräder sind für den agilen Transport von Dingen in Städten vorgesehen. Das Modell wird von vielen Kurierradlern welt-weit genutzt und zeichnet sich durch seine Robustheit und Agilität vor allen auch in engen Bereichen der Stadt aus.
Erlangerinnen und Erlanger können über die Buchungsplattform https://transportrad-buchen.erlangen.de/ unkompliziert ein Transportrad für ihr Bedürfnis wählen und kostenlos buchen. An vielen Verleihstationen innerhalb Erlangens werden die Räder durch Kooperationspartner, wie Fahrradhändler oder Hofläden betreut.