28. August 2025 – Am 10. Juli 2025 fand zum zweiten Mal eine Exkursion in eine AGFK-Mitgliedskommune statt, die speziell an Radverkehrsbeauftragte sowie Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter mit Schwerpunkt Radverkehrsförderung gerichtet ist. Ziel dieser eintägigen Veranstaltung ist das Erleben von Mitgliedskommunen und deren Radinfrastruktur vor Ort, im direkten Austausch mit den lokalen Entscheidungstragenden. Nach einer Begrüßung der Teilnehmenden durch Oberbürgermeister Jürgen Herzing gaben die Verantwortlichen aus der Verwaltung – Amtsleiter Daniel Altemeyer-Bartscher und Radverkehrsbeauftragter Jörn Büttner – eine umfangreiche Einführung in die Radverkehrsförderung Aschaffenburgs.

Kern der Förderung ist das Radverkehrskonzept, welches 2015 erstmalig erstellt wurde und 2025 sein zehnjähriges Bestehen feiert. Aschaffenburg gilt als Stadt der kurzen Wege und kann somit zu Recht als 15-Minuten-Stadt bezeichnet werden. Neben vielen kleinen Maßnahmen sind besonders große und umfangreiche zu erwähnen, wie die Umgestaltung der Ringstraße. Hier gilt innerhalb der Straße Tempo 30, in ausgewählten Abschnitten wie einem Geschäftsbereich und am Hauptbahnhof sogar Tempo 20.
Daneben wurde in einem Verkehrsversuch die Luitpoldstraße in eine Umweltstraße umgewandelt. Sie machte landesweit Schlagzeilen, da grüne Punkte auf die Fahrbahn aufgetragen wurden, die auf die neue Bedeutung der Straße hinweisen sollten. Der Verkehrsversuch scheiterte jedoch und musste zurückgebaut werden.

Erfreulicher verlief es mit der Umgestaltung des Brass-Kreisel, dessen umlaufende Fahrradfurten bevorrechtigt sind. Hierbei wurde ein Trick angewendet, indem die querenden Furten in einem Abstand von weniger als fünf Meter an den Kreisel angebracht worden sind und dadurch ihre Bevorrechtigung erhalten. Weiter wurden die Fahrspuren für den Kfz-Verkehr entlang der Schillerstraße von vier auf zwei reduziert. Die zwei frei gewordenen Fahrspuren wurden in Radwege umgewandelt.

Daneben sind auch kleinere, aber innovative Maßnahmen zu erwähnen, wie die Anbringung von Grünpfeilen für den Radverkehr, das Anbieten eines Buzzers sowie die Anpassung der Lichtsignalanlagen an neuralgischen Punkten zur schnelleren Überquerung der Fahrspuren, die Schaffung zahlreicher Abstellmöglichkeiten am Hauptbahnhof sowie der Ausbau des Winterdienstes.
Eine Kampagne zur gegenseitigen Rücksichtnahme sowie ein Verleihsystem für Lastenräder sind als nicht-investive Maßnahmen hervorzuheben. Auffällig sind das große Engagement der Verwaltung und der Einsatz der politischen Spitze sowie die hohen finanziellen Aufwendungen Aschaffenburgs zur Förderung des Radverkehrs, die Aschaffenburg zu einer fahrradfreundlichen Stadt machen. Um zu wissen, ob die umgesetzten Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept ihre Wirkung entfaltet haben, wird aktuell der Modal-Split-Wert für den Radverkehr erhoben.
Nach dem theoretischen Input am Vormittag und einem Mittagsessen schwang sich die Exkursionsgruppe aufs Rad und erkundete zahlreiche der zuvor vorgestellten Maßnahmen. Über verschiedene Stationen wie dem Alexandrakreisel, dem Ringradweg, dem Brass-Kreisel und dem Bahnhof gelang die Gruppe zur Schillerstraße, welche zugunsten des Radverkehrs umgestaltet worden ist. Auf den zwei neuen Spuren für den Radverkehr lässt es sich bequem und sicher radeln.

Nach Passieren des Knotenpunktes Bundesstraße 8 / Ebertbrücke, welcher zugunsten des Radverkehrs umgestaltet wurde (Verkürzung der Wartezeiten durch Verbesserung der Lichtsignalsteuerung und Schaffung neuer Verbindungen), gelangten die Teilnehmenden über den neu gebauten Radweg südlich der Bundesstraße 24 zu einer neu eingerichteten Fahrradstraße. Besonderes auffällig: der Rotbelag. Statt Bitumen als Bindemittel zu verwenden, wurde auf ein Bindemittelersatz aus Cashewnüssen gesetzt. Bislang zeigt sich der Bauhof zufrieden mit der Qualität des neuartigen Materials und wird dies, sofern möglich, auch bei zukünftigen Projekten einsetzen.

Über den ausgebauten Main-Radweg und die Willigisbrücke mit ihrem Zweirichtungsradweg fuhren die Teilnehmenden zurück zum Ratssaal. Am Veranstaltungsort wieder angekommen, nutzten die Vertretungen der AGFK-Mitgliedskommunen die Möglichkeit, Fragen zu den vorgestellten Themen an die Verwaltung zu stellen. Auf die Frage, wie diese das Radverkehrskonzept durchsetzt, lautete die Antwort, hierfür sei zusätzliches Personal eingestellt worden. Zudem sei auch der Bauhof an einer Umsetzung stark interessiert.
Außerdem interessierte die Teilnehmenden, wie die Umgestaltung der Schillerstraße realisiert werden konnte. Die Verantwortlichen der Verwaltung erklärten, die Stadt wurde Baulastträger und begründete die Maßnahmen mit „Lärmschutz für die Anwohnenden und das Vorhandensein sensibler Einrichtungen wie Schulen“. Zuletzt ging es noch um die Gründe des Scheiterns der Verkehrsversuches Luitpoldstraße: Sie waren dem fehlenden Interesse der Verkehrsteilnehmenden an den Vorgaben der Umweltstraße geschuldet sowie fehlender Kontrollen.
Die AGFK Bayern bedankte sich bei der Gastgeberkommune ganz herzlich für die Ermöglichung dieser Bildungsreise.
(Text und Fotos: ©AGFK Bayern)