Drei aktuelle Radthemen aus Nürnberg

Juli 2022

Fortschreibung der Radverkehrskampagne „Nürnberg steigt auf“

Am 7. Juli 2022 hat der Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrats (AfV) die Fortschreibung der Radverkehrskampagne „Nürnberg steigt auf“ beschlossen. Sie baut auf der im Jahr 2009 vom Stadtrat verabschiedeten Radverkehrskampagne auf, die schon damals ein breites Maßnahmenbündel umfasste, das von Informations- und Marketingkampagnen bis zum Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur reicht.

Mit der schrittweisen Realisierung von unterschiedlichen Projekten aus dieser Kampagne konnte in Nürnberg der Radverkehrsanteil am Modal Split von zehn Prozent im Jahr 2009 auf 15 Prozent im Jahr 2020 gesteigert werden. Auf Initiative des Runden Tisches Radverkehr (RTR), bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadtratsfraktionen, Verbände, Verwaltung und Institutionen, wurde diese im Jahr 2019 von einem externen Büro evaluiert. Geprüft wurde dabei, welche Schritte erfolgreich umgesetzt werden konnten und welche Ziele möglicherweise noch nicht oder nur teilweise erreicht wurden. Der Endbericht der Evaluation wurde am 18. Juli 2019 dem AfV vorgestellt.

Die Evaluation war Grundlage für eine Fortschreibung der Radverkehrskampagne, die in einem zweijährigen Prozess gemeinsam mit den Mitgliedern des RTR erarbeitet wurde. Auftakt bildete ein zweitägiger Zukunftsworkshop, der von einer externen Kommunikationsagentur geleitet wurde. Die Ergebnisse des Zukunftsworkshops sind in den Prozess zur Fortschreibung der Radverkehrsstrategie eingeflossen. Auch wurden Radverkehrsmaßnahmen aus dem am 27. Januar 2021 gefassten „Mobilitätsbeschluss für Nürnberg“ eingearbeitet.

Neben fünf übergeordneten Zielen wie „Vision Zero“, der Steigerung des Radverkehrsanteils auf 20 Prozent im Jahr 2030 oder mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr, wurden 21 Steckbriefe aus den Handlungsfeldern Infrastruktur, Kommunikation und Rahmen erarbeitet. Sie sehen für die einzelnen konkreten Maßnahmen die Zeithorizonte 2023, 2026 und 2030 vor und orientieren sich so an den Zielen des Mobilitätsbeschlusses bis 2030. In der Fortschreibung sind einige Infrastrukturmaßnahmen wie Fahrradstraßen, Radvorrangrouten oder Radschnellverbindungen neu hinzugekommen, die im Jahr 2009 noch kein Thema waren.

©Stadt Nürnberg

„Mit der Fortschreibung von ‚Nürnberg steigt auf‘ wollen wir nun nicht nur auf dem Papier, sondern vor allem auf der Straße ein sichtbares Zeichen für den Radverkehr setzen, ganz im Sinne einer nachhaltigen Mobilität. Die Realisierung dieser ambitionierten Ziele bis 2030 können allerdings nur durch die Bereitstellung ausreichend finanzieller und personeller Ressourcen erreicht werden“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.

Neben Finanzmitteln für die geplanten Baumaßnahmen werden auch wieder finanzielle Mittel für Öffentlichkeitsarbeit benötigt. Zur Veranschaulichung der geplanten Maßnahmen ist bis Oktober die Zusammenstellung aller Steckbriefe in einer Broschüre geplant, die auch auf der Internetseite des Verkehrsplanungsamts der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird.

Online-Beteiligung Radständer für St. Johannis

Das Projekt Radständer für die Stadtteile geht in die siebte Runde: Für St. Johannis startete am 1.7.2022 die Online-Beteiligung. Interessierte können sich bis Sonntag, 31. Juli 2022, unter https://www.onlinebeteiligung.nuernberg.de/ beteiligen und online ihre Erfahrungen und Ideen einbringen.

Erfolgreich umgesetzt in der Südstadt, der Nordstadt, im Rennweg, Wöhrd und Veilhof, in den Stadtteilen Glockenhof und Bleiweiß, der Altstadt und zuletzt in Gostenhof und in der Rosenau sollen nun auch in St. Johannis systematisch Radständer aufgestellt werden. Die vorhandenen rund 580 Fahrradbügel sind größtenteils ausgelastet. Für mehr als 600 im öffentlichen Raum abgestellte Fahrräder sind keine sicheren Abstellmöglichkeiten vorhanden. Die Stadt Nürnberg hat bereits mehr als 70 Standorte mit rund 440 Fahrradständern für etwa 880 Fahrräder ausgewählt. Nun werden wieder Bürgerinnen und Bürger vier Wochen die Möglichkeit haben, sich an der ePartizipation „Radständer für St. Johannis“ online zu beteiligen.

Die Stadt Nürnberg hat im Rahmen der Radverkehrskampagne „Nürnberg steigt auf“ das Projekt Radständer für die Stadtteile im Jahr 2013 gestartet, um die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu verbessern. Seit 2013 sind so über 5 000 Abstellplätze für Fahrräder entstanden. Hinzu kommen jährlich weitere 400 Abstellplätze, die unabhängig vom Projekt im gesamten Stadtgebiet aufgebaut werden. Neben der Schaffung von sicheren Abstellmöglichkeiten profitieren insbesondere Zufußgehende von diesem Projekt, da Fahrräder dann nicht mehr so häufig entlang der Häuserfronten auf Gehwegen oder rund um Baumscheiben abgestellt werden und damit die Gehwege einengen.

Das Nürnberger Radvorrangroutennetz

Am 24. September 2020 hat der Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrats das im Runden Tisch Radverkehr entwickelte Radvorrangroutennetz für Nürnberg sowie die in der Definition formulierten Kriterien bezüglich Netzbedeutung und Qualitätsanspruch der Vorrangrouten beschlossen. Im Anschluss daran wurde im Frühjahr 2021 eine Machbarkeitsstudie für die Radvorrangrouten vergeben, welche nun abgeschlossen ist und am heutigen Donnerstag, 7. Juli 2022, im Verkehrsausschuss vorgestellt wurde. Die Machbarkeitsstudie wurde von den Planungsbüros Planersocietät aus Dortmund und VIA aus Köln bearbeitet.

Aufgabe war, eine Bestandsanalyse zu erarbeiten, die erforderlichen Maßnahmen und eine Umsetzungsstrategie für die Herstellung des beschlossenen Standards aufzuzeigen sowie Vorschläge für ein Farb- und Markierungskonzept für die Wegweisung zu entwickeln. Zudem wurde ein Konzept für eine grafische Darstellung des Systems als „spidermap“ vorgelegt.

Radvorrangrouten werden im Radwegesystem nach den Radschnellverbindungen die zweithöchste Qualitätsstufe bilden. Sie ermöglichen ein durchgängiges und sicheres Radfahren in die Innenstadt und aus der Innenstadt in die Stadtteile sowie auf einzelnen Tangenten. Das Nürnberger Radvorrangroutennetz enthält insgesamt 19 Routen, von denen 14 in der Machbarkeitsstudie untersucht wurden. Die übrigen fünf Routen werden als Radschnellverbindungen geplant und waren daher nicht Teil des Untersuchungsauftrags. Die 14 geplanten Radvorrangrouten umfassen eine Gesamtstrecke von 131 Kilometern. Ein Vollausbau dieser erfordert ein Investitionsvolumen von etwa 135 Millionen Euro, ausgenommen schon vorhandener Planungen der Stadt. Hier sind die Kosten für den Ausbau der Radschnellverbindungen zu addieren, auch die Kosten für Sonder- und Ingenieurbauwerke und eventuell benötigte Umweltgutachten sind noch nicht inkludiert.

Der Mobilitätsbeschluss vom Januar 2021 sieht eine Umsetzung der Radvorrangrouten bis 2030 vor. Die Machbarkeitsstudie zu den Radvorrangrouten liefert nun umfassende Informationen und Maßnahmenvorschläge und einen Ausblick, wie die Radvorrangrouten in Zukunft umgesetzt werden können. „Mit dem vorliegenden Konzept ist die zweite Planungsstufe nach der Netzkonzeption abgeschlossen“, stellt Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich fest. „Nun muss in der Detailplanung für die einzelnen Routen die Umsetzbarkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen geprüft werden, bevor die Planungen dem Verkehrsausschuss zum Beschluss vorgelegt werden.“