25.04.2023 Immer mehr Menschen ist das Radfahren wichtig, doch das Fahrradklima insgesamt ist weiterhin unbefriedigend, die kommunale Radförderung ausbaufähig. Das ist unterm Strich das Ergebnis des aktuellen Fahrradklimatests, den der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zusammen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing gestern auf einer Pressekonferenz präsentierte. Erfreulich: Im bundesweiten Städteranking erreichte Erlangen, der Sitz der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) Bayern, erneut den ersten Platz.
Der ADFC-Fahrradklimatest misst als Stimmungsbarometer die Zufriedenheit von Radfahrenden in deutschen Städten und Kommunen und wird alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt. Rund 245.000 Radfahrende hatten im Herbst 2022 an der bundesweiten Umfrage teilgenommen, das sind 15.000 mehr als 2020 und so viele wie nie zuvor. Sie bewerteten 1.114 Städte und Gemeinden – dreimal so viele wie bei der ersten Umfrage im Jahr 2012. In Bayern sank die Anzahl leicht von 167 auf 164. Die Ergebnisse im Einzelnen zeigen, dass in den Metropolen über 500.000 Einwohnern leichte Verbesserungen bei der Fahrradförderung zu verzeichnen sind, etwa beim Angebot an öffentlichen Rädern, bei Abstellanlagen und Falschparkkontrollen. Doch im ländlichen Raum besteht noch großes Potential – ein Thema, das auch im Fokus der 9. Bayerischen Fachtagung Radverkehr am 26. April in Landshut steht.
Dass sich auch auf dem Land Radförderung auszahlt, beweist die Gemeinde Wettringen im Landkreis Ansbach, die bei einer Sonderbefragung in der Kategorie Ländlicher Raum den ersten Platz belegte. Bayernweit bestplatzierte Kommune in der Ortsklasse unter 20.000 Einwohnern ist die Gemeinde Bad Wiessee. Dort sind Radfahrende zügig unterwegs und erreichen gut das Stadtzentrum, was mit den Noten 2,0 bzw. 1,7 bewertet wurde. Spitzenreiter bei den Städten bundesweit ist Erlangen mit einer Gesamtnote von 3,2. Note 1,7 gab es für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Fahrrad.
Insgesamt erhielten die Kommunen im Freistaat lediglich die Schulnote 4. Am schlechtesten bewertet wurde die Fahrradmitnahme im Öffentlichen Nahverkehr – in Bayern mit der Note 4,9 – sowie die Sicherheit, bedingt durch fehlende, zugeparkte oder schlechte Fahrradwege.
Dass Anstrengungen belohnt werden, beweist außerdem die AGFK-Mitgliedskommune Landshut. Sie wurde als „Aufholer“ ausgezeichnet. Die beste Note für die Fahrradförderung in der Ortsklasse 20.000 bis 50.000 Einwohnern erhielt mit 2,5 Straubing. Damit konnte sich die Stadt im Vergleich zu 2020 um eine ganze Note verbessern und wurde Spitzenreiter in dieser Kategorie. Dies ist insbesondere dem Förderprojekt „Auf Straubings grünen Wegen“ zu verdanken, in dessen Rahmen unter anderem der Allachbachradweg bei zwei Unterführungen tiefergelegt wurde. Zudem beinhaltet das Projekt weitere Verbesserungen des Radroutennetzes. Fortschritte bei der Radförderung bescheinigten die Befragten auch den AGFK-Mitgliedskommunen Neu-Ulm und Kempten im Allgäu.
Ein generell positives Ergebnis: Beim Winterdienst auf Radwegen schneiden bayerische Kommunen mit der Note 3,9 besser ab als der bundesweite Durchschnitt (4,3), ebenso bei der Reinigung der Radwege (Bayern 3,8, bundesweit 4,2). Der Winterdienst ist auch ein wichtiges Kriterium im Rahmen der Zertifizierung als fahrradfreundliche Kommune durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr.
Aufbruch zu mehr Fahrradfreundlichkeit mit Unterstützern wie der AGFK Bayern
Doch es gibt auch viel Nachholbedarf. Die als mangelhaft bewerteten Punkte entsprechen überwiegend den Forderungen und Themen der AGFK Bayern: unter anderem eine Verbesserung der Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie eine stärkere Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen. „Der Fahrradklimatest 2022 zeigt einmal mehr, dass bei der Radverkehrsförderung noch viel Verbesserungspotential vorhanden ist. Dabei möchten wir die Kommunen unterstützen“, sagt Landrat Matthias Dießl, Vorsitzender der AGFK Bayern.
Die Pressemitteilung als PDF zum Download finden Sie hier.
(Text: AGFK Bayern)