16. Oktober 2023 – Federführend richteten Würzburger Schoolbikers-Schulen in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Verkehrswacht Würzburg, dem Ausschuss „Schule und Sport“ der Stadt Würzburg und dem Bayerischen Radsportverband den „1. Würzburger Schulfahrradtag“ aus. Dieser stand im Rahmen der „Woche der Nachhalfigkeit“ unter dem Mofto „#teilhaben: Vision Zero“.
Kinder und Jugendliche, unsere zukünftigen Erwachsenen, haben zunehmend Schwierigkeiten, das Fahrradfahren zu erlernen und ihr Fahrrad richtig zu beherrschen. Dies zeigt sich unter anderem in einer erhöhten Durchfallrate beim Fahrradführerschein in der Grundschule und steigenden Unfallzahlen bei jungen Radfahrern. Die Ursachen liegen oft in mangelnden koordinativen Fähigkeiten aufgrund von Bewegungsmangel und damit einhergehender Unsicherheit im Umgang mit dem Fahrrad. Hinzu kommt, dass viele Eltern heutzutage das Auto statt des Fahrrads als bevorzugtes Verkehrsmittel für Kurzstrecken nutzen, nicht zuletzt aufgrund unzureichender Fahrradinfrastruktur. Dabei sind Eltern die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder.
Radfahren gegen Bewegungsmangel
Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind weitreichend: Viele Eltern sind unsicher, ob sie ihre Kinder überhaupt mit dem Fahrrad zur Schule schicken können, oder ob sie lieber das “Eltern-Taxi” nutzen sollten. In Zeiten der Verkehrswende spielt das Fahrrad eine Schlüsselrolle, insbesondere für kurze Strecken in Ballungszentren aber auch in strukturschwachen Bereichen auf dem Land.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die das Fahrradfahren früh erlernen und regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs sind, auch als Erwachsene häufiger auf das Fahrrad als Verkehrsmittel zurückgreifen. Zudem ist Radfahren eine effekfive Möglichkeit, Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Was könnte also nachhaltiger sein, als Kindern und Jugendlichen das Fahrradfahren über die Grundschulzeit hinaus schmackhaft zu machen und sie im sicheren Umgang mit dem Fahrrad zu schulen? So bieten “Schoolbiker-Schulen” Kindern und Jugendlichen ab der 5. Jahrgangsstufe regelmäßigen Fahrradunterricht im Rahmen des Schulunterrichts an.
Engagierte Lehrkräfte haben sich eigeninitiativ mit ihren Schulen im Netzwerk “Schoolbikers” zusammengeschlossen, und bereits über 170 Schulen in Bayern nehmen an diesem Programm teil. Viele dieser Schulen verfügen über eigene Mountainbikes und qualifizierte “Fahrrad-Lehrkräfte” sowie Wahlkurse im Mountainbiking im Nachmittagsunterricht. Zusätzlich organisieren sie im Laufe des Schuljahres verschiedene Projekte wie mehrtägige Radwanderungen, Spendenradfahren für wohltätige Zwecke, Fahrrad-Sommersportwochen im Schullandheim, Fahrradsicherheitstrainings oder sogar Radtouren über die Alpen. Im Schuljahr 2022/23 nahmen allein über 1600 Schülerinnen und Schüler an den Schulsportwettbewerben im Mountainbiking teil.
Es steht außer Frage, dass viele Schulen gerne “Schoolbiker-Schulen” werden möchten, um auch das Fahrradfahren fest in ihrem Schulprofil zu verankern. Leider stoßen sie jedoch oft dabei auf große Hindernisse. Die Bereitstellung von Fahrrädern durch die Schulträger gestaltet sich äußerst schwierig, da die Haushaltsmittel häufig begrenzt sind. Zudem benötigen Lehrkräfte, die mit größeren Schülergruppen Radfahren unterrichten möchten, spezielle Schulungen, die überfüllt und mit langen Wartelisten versehen sind. Aufgrund des Lehrermangels fehlen den Schulleitungen die notwendigen zusätzlichen Stunden, um Wahlkurse am Nachmittag anbieten zu können, was insbesondere das Radfahren betrifft. Fahrradvereine können Schulen wegen Mangel an ehrenamtlichen Trainern nur sehr selten unterstützen.
Sieben Schoolbikers-Schulen
In Würzburg hat Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg zusammen mit dem Schul- und Sportausschuss des Stadtrates erfolgreich für die Förderung des „Schulradelns“ gekämpft. Bereits sieben Schulen in der Stadt sind “Schoolbikers-Schulen” geworden, mit eigenen Mountainbikes und qualifizierten Lehrkräften. In Bayern gibt es keine andere Stadt, die mit so vielen Schulen aktiv und erfolgreich in diesem Bereich ist.
Um noch mehr Schulen in Würzburg für das „Schulradeln“ zu gewinnen, haben die “Schoolbikers- Würzburg” in einer Gemeinschaftsaktion am 5. Oktober 2023 den “1. Würzburger Schulfahrradtag” auf dem Sportgelände der Turngemeinde Würzburg organisiert. Dieser fand im Rahmen der „Woche der Nachhhaltigkeit“ unter dem Mofto „#teilhaben: Vision Zero“ statt. Das Ziel war deshalb, Würzburger Schülerinnen und Schüler ab der 5. Jahrgangsstufe möglichst aus Schulen, die noch nicht den „Schoolbikers-Würzburg“ angehören, am Vormittag zusammenzubringen, um ihre Fahrradkompetenz zu verbessern und Spaß am Radfahren zu vermitteln. Zudem sollten noch mehr Lehrkräfte gewonnen werden, die sich für das Fahrradfahren in ihrer Schule einsetzen.
Die “Schoolbikers-Schulen” hatten mehrere motivierende Fahr- und Geschicklichkeitsstationen sowie Fahrradspiele entwickelt und aufgebaut. Alle Übungen an den Stationen wurden im Hinblick auf praktische Fahrsituationen im Straßenverkehr ausgewählt, wie das Überfahren von Bordsteinkanten, einhändiges Fahren und das Bewahren des Gleichgewichts. Schulfahrräder und Helme wurden bereitgestellt, die von den Schülern der eingeladenen Schulen zum Üben ausgeliehen werden konnten.
Alle vorbereiteten Fahrsituationen und deren Bewältigung wurden von “Schoolbikers-Schüler” demonstriert, sodass die Schüler voneinander lernen konnten. Was für ein Ansporn!
Auch die Verkehrswacht Würzburg unterstützte den Schulfahrradtag tatkräftig. Sie organisierte ebenfalls eine Fahrstation mit dem Schwerpunkt „Verkehrssicherheit“ und demonstrierte den Schülerinnen und Schülern die Wirksamkeit von Fahrradschlössern.
Für die Verpflegung der Schülerinnen und Schüler war ebenfalls gesorgt: Der Hauswirtschaftskurs einer teilnehmenden Schule hafte die Bewirtung mit kleinen Snacks und Obst übernommen, wobei der Bayerische Radsportverband einen finanziellen Beitrag dazu leistete.
Die Radfirma Veloprotz nahm alle Schulfahrräder in Augenschein und führte vor Ort kostenlos kleinere Reparaturen aus. So fand auch die technische Ausstattung der Schülerräder seine Berücksichtigung.
Die Teilnahmebereitschaft der Würzburger Schulen war so groß, dass diese “Pilotveranstaltung” im Vorfeld auf ca. 120 Schülerinnen und Schüler begrenzt werden musste. Alle Kinder konnten während des Vormittags ihr Fahrradkönnen unter Beweis stellen und verbessern. Sie waren hoch motiviert und zeigten sich begeistert von dieser Veranstaltung. Am Ende sind sich alle Organisatoren und Teilnehmer einig: Der 1. Würzburger Schulfahrradtag war ein voller Erfolg, verdient Nachahmung und wird im nächsten Jahr mit noch mehr Teilnehmenden wiederholt.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.schoolbikers.de
(Text: Michael Kreil, Schulsportbeauftragter Bayern)