Radlrouten für Regensburg

Juli 2022

Die Domstadt in Ostbayern führt auf der Grundlage des Bürgerbegehrens “Radentscheid Regensburg” ein Hauptradroutennetz ein.

2019 hat der Stadtrat in Regensburg das Bürgerbegehren „Radentscheid Regensburg“, das über 11.000 Bürgerinnen und Bürger unterzeichnet hatten, per Beschluss übernommen und die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit den Initiatoren des Radentscheids ein Hauptradroutennetz zu entwickeln.

Nach Abstimmung in der neu gegründeten Projektgruppe wurde im Frühjahr 2020 dem Stadtrat vorgeschlagen, auf der Grundlage eines Netzentwurfs erste Sofortmaßnahmen umzusetzen und die notwendigen Planungsleistungen auszuschreiben. Im Sommer 2020 folgten drei wichtige Netzlückenschlüsse mithilfe von straßenverkehrsrechtlichen Maßnahmen (Markierung von Schutzstreifen und Einrichten einer Umweltspur zulasten eines Kfz-Fahrstreifens), während die Ausschreibung vorbereitet wurde.

Im Frühherbst wurden das Planungsbüro INOVAPLAN aus Karlsruhe und die Kommunikationsagentur GREENCITY-EXPERIENCE aus München mit den ausgeschriebenen Leistungen beauftragt. Im Oktober 2020 fand das erste Treffen der Projektgruppe mit den beiden Büros in Regensburg statt.

Corona-bedingt konnten in 2021 bedauerlicherweise viele Projektgruppentreffen sowie die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger nur virtuell mittels Videomeetings durchgeführt werden. Dennoch konnten dafür geeignete Formate gefunden werden, die zu wichtigen Erkenntnisgewinnen führten. Die Einbindung der Bürgerschaft erfolgte über eine per Zufallsprinzip ausgeloste, repräsentative Bürgergruppe und Vertreterinnen und Vertreter diverser Institutionen (Seniorenbeirat, Inklusionsbeauftragter etc.) in drei Workshops.

Die Arbeiten konnten trotz der Hemmnisse fristgerecht nach rund 15 Monaten zum Jahreswechsel 2021/22 abgeschlossen werden. Im März 2022 wurde dem Stadtrat ein Netz mit 18 Hauptradrouten und einer Gesamtlänge von 172 km vorgestellt. Ein wesentliches Merkmal des Netzes ist, dass die Hauptradrouten möglichst abseits von Hauptverkehrsstraßen geführt werden sollen. Die gründet sich auf Ansicht, dass die Konflikte in Hauptverkehrsstraßen – Zeitverlust an Lichtsignalanlagen, Ein- und Ausbieger an Grundstückszufahrten, Lieferdienste, Haltestellen, Platzmangel – vielfach gegen die Ausbildung von sicheren und leistungsfähigen Radverkehrsanlagen sprechen.

Ein nicht unerheblicher Teil des Netzes wird daher über Erschließungsstraßen geführt. Deswegen kommt dem Instrument Fahrradstraßen eine hohe Bedeutung zu. Regensburg hat sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt und folgende Leitlinien festgelegt:

  • Grundsätzlich erhalten die Fahrradstraßen gegenüber anderen Nebenstraßen Vorfahrt.
  • Anfang und Ende sowie Konfliktflächen (Einmündungen, unübersichtliche Führungen) werden flächig rot eingefärbt.
  • Das Verkehrszeichen 244 „Fahrradstraße“ wird regelmäßig als Piktogramm auf der Fahrbahn angebracht.
  • Stellplätze auf der Fahrbahn werden mit Schmalstrichmarkierung eingefasst, daneben wird mit 50 cm Abstand ein unterbrochener Breitstrich markiert, um den Sicherheitsraum („Dooringeffekt“) zu kennzeichnen.
  • In zu engen Straßenräumen werden Begegnungsstellen durch Wegfall von Kfz-Stellplätzen geschaffen.

Die ersten Fahrradstraßen wurden nach diesen Leitlinien im Juni 2022 eingerichtet. Dies wurde gleichsam als Startschuss für das neue Hauptradroutennetz am 25. Juni vor Ort mit einem Fest gefeiert.

Fahrradstraße Burgunderstraße – rot eingefärbter Konfliktbereich; Startschuss Radlrouten – Eröffnungscorso; ©Stadt Regensburg

Begleitet wird die Einführung der neuen Fahrradstraßen und Aufwertung bestehender Fahrradstraßen durch eine Öffentlichkeitskampagne. An die Anlieger werden Flyer und Postkarten verteilt. In den Straßen werden große Banner an Bauzäunen aufgehängt. Regensburg verwendet dazu die Motive der von der AGFK Niedersachsen/Bremen entwickelten Kampagne.

Regensburg Fahrradstraßen
Startschuss Radlrouten – Bildmitte: Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer (rechts) und Planungs- und Baureferentin Schimpfermann (links); Fahrradstraße Burgunderstraße – Bauzaunbanner; ©Stadt Regensburg

In 2022 sollen noch eine neue Fahrradstraße eingeführt und bestehende aufgewertet werden. Dabei werden natürlich die Erkenntnisse aus den ersten neuen Fahrradstraßen berücksichtigt und die Leitlinien ggf. nachgebessert.

Auch bauliche Maßnahmen finden im Verlauf des Netzes statt. Im Wesentlichen sind dies in 2022:

  • Neubau einer Brücke über die Donau zwischen Regensburg und der Nachbargemeinde Sinzing
  • Bau eines Geh-/Radwegs außerorts an der Kreisstraße R 19 im Süden der Stadt von R.-Oberisling bis zur Stadtgrenze
  • Bau einer bevorrechtigten Querung über die Fort-Skelly-Straße im Tech-Campus
  • Bau einer bevorrechtigten Querung über die Aufeldstraße im Candis-Viertel
  • Umbau der Prüfeninger Straße im Bereich des Stadtparks mit Verbreiterung des Radwegs auf der Nordseite und erstmaliger Einrichtung eines Radfahrstreifens stadteinwärts (Wegfall von 45 Stellplätzen)

Das Investitionsprogramm sieht für 2023/24 weitere bauliche Maßnahmen vor. Parallel wird für das neue Hauptradroutennetz ein Wegweisungssystem zu entwickeln und umzusetzen sein.

Regensburger Radlrouten: https://www.regensburg.de/leben/verkehr-u-mobilitaet/fahrrad/radroutennetz

Fahrradstraßen Regensburg: https://www.regensburg.de/leben/verkehr-u-mobilitaet/fahrrad/fahrradstrassen