Stadt Bamberg: Verkehrsversuche

Verkehrsversuche in Bamberg zur Neuaufteilung von Verkehrsflächen

Das Bamberger Radverkehrsnetz wird bereits seit Jahren durch zahlreiche Infrastrukturelemente immer weiter ausgebaut. Schwierig sind jedoch Maßnahmen an Hauptverkehrsstraßen, deren Realisierung zu Einschränkungen der Flächen für den Kfz-Verkehr führen. Das grundsätzlich dichte und flächendeckende Radverkehrsnetz weist daher entlang von, auch für den schnellen Alltagsradverkehr bedeutsamen, Hauptverkehrsstraßen Lücken und Engpässe auf. Mit relativ geringem Aufwand werden derzeit mittels Verkehrsversuchen Erfahrungen zu einem Lückenschluss in der Friedrichstraße und zu einer radfahr-freundlichen Umgestaltung am Markusplatz gesammelt.

Verkehrsversuch Kapuzinerstraße / Markusplatz

Die Kapuzinerstraße ist Teil des Innerstädtischen Ringes in Bamberg, die in Einbahnrichtung auf den Markusplatz zuführt (T 30, ca. 11.000 Kfz/24h, Stand 2015). Der Radverkehr wird in beiden Richtungen geführt, jeweils auf Bordsteinradwegen (3750 Rad/24h in beiden Richtungen, Stand 2015).  Die bestehende Radverkehrsführung am Markusplatz wird von vielen Verkehrsteilnehmern als konfliktreich empfunden.

Ein starker Kfz-Rechtsabbiegestrom aus der Kapuzinerstraße (5.650Kfz/24h Stand 2015) kreuzt geradeausfahrende Radfahrer in Richtung Weide (1.150 Rad/24h Stand 2015). Der Konflikt wird durch die schiefliegende Kreuzungsgeometrie noch verstärkt. Zudem sind bestehende Gehwege und Radwege zu schmal in Relation zum hohen Schüler- und Studentenaufkommen bedingt durch Grundschule, zwei Gymnasien und Uni-Standort im direkten Umfeld des Markusplatzes.

Für die zukünftige Radverkehrsführung liegt eine Planung im Entwurf vor, die als Lösungsansatz eine Entflechtung der Ströme in der Kapuzinerstraße mit separater Führung des Radverkehrs auf Schutzstreifen (rechts und geradeaus/links) und des Kfz/Bus-Verkehrs (rechts und geradeaus/links)  vorsieht. Beide Schutzstreifen wären mit einer Breite von 1,50m zwar regelkonform, wurden aber im Beteiligungsprozess als kritisch empfunden.

Bevor diese Planung weiter verfolgt wird, wurde die Durchführung eines Verkehrsversuches beschlossen. Wichtige Inhalte des Verkehrsversuchs sind:

  • Der Radverkehr aus Richtung Kapuzinerstraße bekommt auf Fahrbahnniveau eine ca. 2,50m breite Fahrradspur mit einer vorgezogenen Radaufstellfläche vor der Lichtsignalanlage und wird nicht mehr im Seitenraum auf dem Radweg geführt
  • Radfurt aus der Kapuzinerstraße in Richtung Weide wird als Schutzstreifen für Radfahrer weitergeführt
  • Linksabbiegender Radverkehr fährt im Mischverkehr oder biegt indirekt ab.

Der Verkehrsversuch läuft seit Mitte Juni 2019 und ist auf ein Jahr ausgelegt.

Verkehrsversuch Friedrichstraße

Für die Cityroute 8 im Abschnitt Friedrichstraße (T 30, ca. 13.500 Kfz/24h) liegt eine beschlossene Planung für die Markierung eines Radfahrstreifens stadteinwärts wie auch stadtauswärts aus dem Jahr 2000 vor. Diese Umgestaltung sollte im Nachgang einer geplanten Kanalbaumaßnahme erfolgen.

Aktueller Stand ist, dass bis heute weder der Radfahrstreifen bzw. Schutzstreifen stadteinwärts noch stadtauswärts realisiert worden sind. Zwischen Wilhelmsplatz und Schönleinsplatz müssen Radler stadteinwärts im motorisierten Verkehr mitfahren. Stadtauswärts ist ein schmaler, nicht benutzungspflichtiger Bordsteinradweg vorhanden.

Um stadteinwärts kurzfristig eine attraktive und verkehrssichere Radverkehrsführung zu schaffen, wurde ein 2 Meter breiter Radfahrstreifen markiert. Ein solcher „Radweg“ mit durchgezogener Linie hat aber Konsequenzen: Die Begrenzung des Radfahrstreifens darf nicht überfahren werden. Die vorhandenen eigenen Abbiegespuren für Autos entfallen zwar, Linksabbiegen ist aber unverändert möglich. Der Verkehr wird dann auf einer ca. 3,50 Meter breiten Fahrspur gemeinsam mit dem Geradeausverkehr geführt.

Dieser Verkehrsversuch läuft seit Mitte August 2019 und ist auf ein Jahr ausgelegt. Mit der Zwischenlösung sammelt die Stadt Zahlen und Erfahrungen, wie der Verkehr auf die neuen Platzverhältnisse reagiert. Also wie Busse und Einsatzkräfte passieren können trotz weniger Platz und einer zusammengelegten Spur für Linksabbieger und Autoverkehr der geradeaus durch die Lange Straße will.

Ausblick

Die konkreten Auswirkungen der beiden Planungen werden im Rahmen der Verkehrsversuche evaluiert. Die bisherigen Rückmeldungen auf die Veränderungen im Straßenraum sind mehrheitlich positiv, insbesondere von Seiten der Radfahrenden. Die hier beobachteten  Erfahrungen mit den Auswirkungen der Einrichtung von Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen und den damit verbundenen Belangen des ÖPNV ist auch für künftige Projekte interessant. Die Ergebnisse fließen in die anstehenden Gesamtplanungen ein.