Juli 2022
Der Landkreis Main-Spessart hat sich zum Ziel gesetzt, den Radverkehr zu fördern und die Anzahl der Fahrradfahrenden deutlich zu erhöhen. Neben Kommunen, die Mitglied in der AGFK Bayern werden, bekennen sich auch immer mehr Landkreise dazu den Radverkehr ganzheitlich zu fördern und setzen sich das Ziel, die Auszeichnung „Fahrradfreundlicher Landkreis in Bayern“ zu erreichen.
Klar ist: Bei der Radverkehrsförderung im ländlichen Raum gibt es teilweise andere Herausforderungen und Schwerpunkte zur Förderung des Radverkehrs als in größeren Gemeinden und Städten. Zwar sind die Distanzen zwischen Quell- und Zielorten größer, jedoch ist hier das Pedelec ein echter „game changer“ und zeigt enormes Potential das Fahrrad auch im ländlichen Raum im Alltag als Verkehrsmittel zu nutzen.
Mit folgendem Beitrag möchte die AGFK Bayern einen Einblick in die Vorbereisung des Landkreises Main-Spessart am 11.07.2022 und damit in die Radverkehrsförderung im ländlichen Raum geben. Auch die Bereisung eines Landkreises ist zweigeteilt. Am Vormittag werden die Kriterien zur Aufnahme in die AGFK anhand einer Präsentation durchgegangen und diskutiert bevor dann am Nachmittag eine festgelegte Route mit dem Fahrrad befahren wird, um die Gegebenheiten des Landkreises zu prüfen.
Bevor es aber überhaupt losgehen kann, reicht der Landkreis, nachdem er einen Grundsatzbeschluss über die Mitgliedschaft getroffen hat, den Mitgliedsantrag sowie die entsprechenden Bereisungsunterlagen mit ausgefülltem Kriterienbogen in der Geschäftsstelle ein. Der Landkreis Main-Spessart hat bereits wichtige Vorkehrungen getroffen: Es liegen Grundsatzbeschlüsse zum Beitritt in die AGFK und zur Radverkehrsförderung basierend auf den vier Säulen Infrastruktur, Kommunikation, Information und Service vor und auch finanzielle und personelle Kapazitäten wurden geschaffen. Der Landkreis Main-Spessart hat hier bereits ein eigenes kleines Team „Radverkehr“ zusammengestellt bestehend aus einer Radverkehrsbeauftragten und einer Kollegin, die sich um die Qualitätssicherung und das Radwegemanagement kümmert. Für eine systematische und strukturelle Radverkehrsförderung ist ein Radverkehrskonzept unabdingbar. Dieses hat der Landkreis schon auf den Weg gebracht. In den nächsten vier Jahren gilt es die Maßnahmen, die aus dem Konzept resultieren, zu priorisieren, zu beschließen und erste Maßnahmen umzusetzen – immer mit dem Ziel fahrradfreundlichere (Infra-)Strukturen zu schaffen und den Radverkehr sichtbarer zu machen, um damit den Radverkehrsanteil zu erhöhen. Deutlich wird im Laufe des Vormittags auch immer wieder, dass ein Landkreis in der Radverkehrsförderung vor allem auch eine koordinierende Funktion einnimmt, sei es z. B. bei der Abstimmung des Winterdienstes mit seinen Landkreis-Kommunen oder bei der Institutionalisierung eines Arbeitskreises „Radverkehr“ zur Stärkung der Zusammenarbeit.
In Landkreisen ist die Wahl der Befahrungsroute besonders herausfordernd, denn die Bewertungskommission möchte eine Strecke begutachten, die zu größtmöglichen Teilen im Zuständigkeitsbereich des Landkreises liegt. Hierfür hat der Landkreis Main-Spessart eine Route von Karlstadt bis nach Eußenheim gewählt. Auf der Befahrungsroute hält die Gruppe immer wieder an, um über verschiedene Punkte und Themen zu diskutieren. Im Landkreis Main-Spessart geht es dabei zum Beispiel um folgende Punkte:
Am Ende des Tages zieht sich die Bewertungskommission zurück und berät sich: So hat sie den Eindruck, dass der Landkreis Main-Spessart innerhalb der Verwaltung gut aufgestellt ist, eine gute Zusammenarbeit mit der Polizei, der Verkehrswacht und dem staatlichen Bauamt Würzburg pflegt und alle Teilnehmenden der Vorbereisungen sich einig sind in den nächsten Jahren die Themen des Radverkehrs vorantreiben zu wollen – die Motivation des Landkreises ist spürbar. Lobenswert ist im Bereich fahrradbezogene Dienstleistungen z. B. auch der kostenlose Lastenradverleih des Landkreises. Insgesamt kam die Bewertungskommission einstimmig zu dem Entschluss dem Vereinsvorstand Aufnahme in die AGFK Bayern zu empfehlen. Natürlich gibt es für die nächsten vier Jahre bis zur Hauptbereisung aber auch einige Hausaufgaben zu erledigen. Landrätin Sabine Sitter, die die Bereisung ganztägig begleitete, resümiert: „Der erste Schritt ist gemacht. Wir freuen uns, dass wir über die Mitgliedschaft in diesem etablierten Netzwerk von den Erfahrungen anderer Landkreise und Kommunen profitieren und eine fahrradfreundliche Mobilitätskultur in Main-Spessart voranbringen“.